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Der folgende Artikel wurde verfasst von Susanne Meyer, CLAN EDORAS Australian Shepherds, und veröffentlicht in der AUSSIE POST (CASD, 16. Ausgabe, IV. Quartal 2005): Ein Altenheim: Eine Bewohnerin, die ihre Umwelt kaum mehr wahrnimmt, liegt in ihrem Bett. Sie ist unruhig und gibt unverständliche Laute von sich, die wie Stöhnen klingen. Auf meine Begrüßung reagiert sie nicht ebenso wenig wie auf die zärtlichen Berührungen des Pflegepersonals. Sie scheint in ihrer Welt gefangen. Doch plötzlich wird sie ruhiger, sie hört auf zu stöhnen und atmet entspannter ... und dann lächelt sie, ihre Augen leuchten und sie dreht den Kopf zur Seite ... zu dem Hund, der sich an ihr Bett gestellt hat und mit seiner Nase sanft ihre Hand berührt. Ich lege ihre Hände in das weiche Fell, der Körperkontakt zu dem Tier scheint die Pforte zu unserer Welt geöffnet zu haben. Ich lächle sie an und frage sie, ob sie sich freut, dass die Hunde da sind. Ihr Blick wandert zu meinen Augen und ganz leise haucht sie „Ja“ und strahlt dabei über das ganze Gesicht. Es ist immer wieder erstaunlich und faszinierend, was Tiere in der Therapie bewirken können. Manchmal erscheint es mir wie kleine Wunder. Seit Anfang 2005 bin ich einmal wöchentlich ehrenamtlich mit meinen Aussies in einem Altenheim zu Besuch. Meine Hunde "arbeiten" dort als Therapie- & Besuchshunde und sind bei den Bewohnern wie beim Pflegepersonal und der Heimleitung gleichermaßen beliebt und gehören mittlerweile fast schon zum Inventar. Eine wunderschöne verantwortungsvolle und erfüllende Aufgabe! Wie kamen wir dazu? Bei meiner Arbeit als Tierpsychologin kommt es immer wieder vor, dass ich in bestimmten Fällen meine eigenen Hunde in der Verhaltenstherapie mit anderen Tieren einsetze. Da meine Hunde diese Aufgabe zu fordern und zu erfüllen schien, ich für meine Aussies immer nach neuen sinnvollen Beschäftigungsmöglichkeiten suche und ich schon so oft von den tollen Möglichkeiten und Erfolgen von Tieren als Therapeuten gehört hatte, habe ich mir überlegt, dass ich meine Aussies auch gerne für die Therapie am Menschen ausbilden würde. Es gibt diverse Vereine, die sich mit der Arbeit von Therapiehunden befassen, und einige bieten Lehrgänge und Ausbildungen für Hund und Herrchen an. Eine einheitliche Ausbildung oder gar ein übergreifendes Reglement gibt es bis dato noch nicht. Da ich beruflich sehr eingespannt bin und es bei uns in der Nähe keine Ausbildungsmöglichkeiten in dieser Richtung gab, habe ich mich damals entschlossen, die Ausbildung meiner Hunde als Therapiehunde selbst in Angriff zu nehmen, und so habe ich im Januar 2005 in Zusammenarbeit mit Heimleitung, Pflegepersonal und Therapeuten damit begonnen, meine Hunde an ihre Tätigkeit im Altenheim heran zu führen. Die Möglichkeiten, unsere Aussies als Therapiehunde einzusetzen sind sehr vielfältig. Unter einem Therapiebegleithund versteht man den Einsatz des Hundes in der herkömmlichen Therapie z.B. als "Co-Therapeut" eines Ergotherapeuten, Logopäden, Physiotherapeuten, ... usw., wo ein bestimmtes therapeutisches Ziel verfolgt wird. Ein Besuchshund geht mit seinem Besitzer regelmäßig in Einrichtungen wie Kliniken, Senioren-, Kinder- oder Behindertenwohnheime, wo Streicheln, Spielen, Sprechen oder Spazierengehen mit dem Hund im Vordergrund stehen. Dann gibt es noch die Möglichkeit, in Kindergärten und Schulen den Kindern den Hund als Lebewesen näher zu bringen und sie im richtigen Umgang mit Hunden zu unterrichten. Geeignete Hunde können auch in der Therapie von Menschen mit Angst vor Hunden große Erfolge erzielen. Hunde erreichen Menschen auf ganz anderen Ebenen als es menschlichen Therapeuten überhaupt möglich wäre. Die Auswirkungen des Einsatzes von Hunden in der Therapie sind überwältigend und vielfältig: Motivationssteigerung, Mobilisierung, Förderung der sprachlichen Kommunikation, Entspannung, vertiefte Atmung, Blutdrucknormalisierung, Verbesserung von mentalen, motorischen und sensorischen Fähigkeiten, Stressreduktion, Steigerung des Wohlbefindens und Sicherheitsgefühls, Gedächtnistraining, Ablenkung von Schmerzen, verbesserte Körperwahrnehmung, Stärkung des Selbstvertrauens, soziale Integration, und vieles mehr. Hunde verstehen es, offen und unvoreingenommen auf Menschen zu zu gehen und sie zum Lachen zu bringen. Durch ihre bloße Anwesenheit können sie ein verbessertes Raumklima und eine entspannte Atmosphäre schaffen, so dass sich die Menschen in ihrer Nähe wohl fühlen. Es ist jedoch nicht jeder Hund automatisch als Therapiehund geeignet. Ein Therapiehund muss bestimmte Voraussetzungen erfüllen, einige davon können erlernt werden, andere gehören zu seinem Wesen: Ein guter Grundgehorsam ist das A und O. Außerdem muss der Hund Menschen gegenüber offen und freundlich sein. Er darf keinerlei Aggressivität zeigen und muss sich überall anfassen lassen. Der Hund darf in der Therapie die Menschen nicht anspringen, kratzen oder gar beißen. Er sollte in der Lage sein, ein Leckerchen sanft und ohne zu schnappen aus der Hand zu nehmen. Ein Therapiehund sollte ein ruhiges und selbstsicheres Auftreten haben. Er muss charakterstark und wesensfest sein und darf sich auch in den seltsamsten Situationen nicht aus der Ruhe bringen lassen. In der Therapie kann der Hund mit verschiedenen Geräuschen und Gerüchen konfrontiert werden, mit ungewöhnlichen Bewegungen oder Lautäußerungen, Blickfixierung, ungewohnten Berührungen, verschiedenen Behinderungsformen und unterschiedlichsten Therapiehilfsmitteln wie beispielsweise Rollstühlen. Der Hund muss geduldig sein und grenzenloses Vertrauen zu seinem Besitzer haben, denn in der Therapie arbeiten Hund und Besitzer als Team. Selbstverständlich muss ein Hund, der zu Therapiezwecken eingesetzt wird, auch sauber, gepflegt und gesund sein. Was den Aussie nun zu einem guten Therapiehund macht, ist seine enorme Anpassungsfähigkeit, sein Pflichtbewusstsein, seine gute Beobachtungsgabe und sein Einschätzungsvermögen. Australian Shepherds arbeiten in der Regel gerne für Menschen, nehmen ihren "Job" ernst und haben Freude daran. Selbständiges Arbeiten des Hundes gepaart mit Einfühlungsvermögen kann in der Therapie äußerst förderlich und hilfreich sein. Oftmals ist es in der tiergestützten Therapie oder im Hundebesuchsdienst sinnvoll oder notwendig, dass der Hund einige Kunststücke beherrscht. Auch hierfür scheinen die meisten Aussies prädestiniert. Aufgrund des meist ausgeprägten Spieltriebs und Arbeitswillens sind Aussies besonders dafür geeignet, sich mit Kindern, Patienten oder Heimbewohnern zu beschäftigen, zugeworfene Bälle zu fangen, Gegenstände zu apportieren oder die unterschiedlichsten Kommandos auszuführen. Ein sicherlich nicht unwichtiger Punkt beim Einsatz als Therapiehund ist auch das ansprechende und vertrauenserweckende Äußere eines Australian Shepherds und sein weiches Fell, wodurch Berührungen und Körperkontakt von den Menschen als sehr angenehm empfunden werden. Die Größe des Australian Shepherds ist ideal, um sich bei bettlägerigen Kranken auf den Hinterbeinen ans Bett zu stellen, auch von Rollstuhlfahrern problemlos gestreichelt zu werden oder auch einfach nur so richtig von Herzen in den Arm genommen und geknuddelt zu werden. Im Grunde scheint also der Australian Shepherd als Rasse gute Voraussetzungen für die Arbeit als Therapiehund mitzubringen. Ob nun allerdings ein bestimmter Hund im einzelnen geeignet ist, muss individuell überprüft werden. So wie es Aussies gibt, die einfach keinen Gefallen an Agility finden, oder welche, die nicht wissen, was sie mit einer Herde Schafe anfangen sollten, genauso gibt es sicherlich auch Aussies, für die die Therapie mit Menschen nicht die Erfüllung bringen würde. Es ist immens wichtig, dass der Hund zu nichts gezwungen wird und er sich bei dem, was er tut, wohl und sicher fühlt. Er soll Freude an dieser Beschäftigung haben, denn nur so kann er den Menschen auch wirklich helfen und seinerseits Freude bringen. Ist das gegeben, kann die Therapiehundearbeit für den Aussie und seinen Besitzer zu einer der schönsten und wertvollsten, erfüllendsten und verantwortungsvollsten Beschäftigungen werden. Für mich ist es immer wieder erstaunlich zu sehen, mit wie viel Engagement und Spaß meine Aussies im Altenheim bei der Sache sind. Anfangs ging ich mit meiner Angel allein ins Altenheim. Als sie dann wusste, "wie's läuft", nahm ich auch meine jüngere Hündin Finn mit, die sich sehr an Angel orientierte und viel von ihr gelernt hat. Meine Aussie-Mix-Hündin Shanty hat durch ihr lustiges Wesen (abstehende Ohren, ständiges Lächeln und überschwängliches Schwanzwedeln) alle Herzen im Sturm erobert. Mittlerweile sind meine drei Mädels schon richtige Profis im Altenheim und sowohl Bewohner als auch Personal möchten "ihre" Hunde nicht mehr missen! Auch die Angehörigen der Bewohner sind von Hunden und ihren Erfolgen mehr als begeistert. Es wäre sicher schön, wenn es in der Zukunft mehr Menschen und Hunde gäbe, die bereit sind, Menschen zu helfen. Tiere können so viel erreichen und sind so gerne bereit, Liebe zu geben. Vielleicht ist ja auch der ein oder andere eurer Aussies ein geborener Therapiehund? Vielleicht nimmt der örtliche Kindergarten oder das Altenheim im Nachbarort gerne euer Angebot an? Immer mehr Institutionen öffnen sich den Tieren, denn sie wissen um die großartigen Möglichkeiten. Und vielleicht hört ihr dann auch irgendwann diese wunderschönen Worte, die eine Altenheimbewohnerin uns beim Abschied immer freudestrahlend zuruft: “Vielen Dank für die große Freude, die Sie uns mit Ihren Mädelen bringen, Sehen Sie sich auch die
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© 2011 copyright Susanne Meyer, CLAN EDORAS Australian Shepherds
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